Ursachen, Risiken und Behandlung

Kurzsichtigkeit bei Kindern und Jugendlichen

Kurzsichtigkeit wird aufgrund zunehmender Digitalisierung und von Änderungen des Lebensstils von Kindern höchstwahrscheinlich in Zukunft weiter zunehmen. Viele Kinder beschäftigen sich schon heutzutage verstärkt mit digitalen Geräten, lesen und lernen am PC und verbringen weniger Freizeit draußen. Die genetische Veranlagung in Kombination mit heutigen Umweltfaktoren spielen dabei eine Rolle.

2050 werden voraussichtlich 5 Mrd. Menschen oder
50% der Weltbevölkerung von Kurzsichtigkeit betroffen sein.

– Dr. Fabia Müller-Groh

Was ist Kurzsichtigkeit (Myopie)?

  • Schlechtes Erkennen von Gesichtern, Schildern 
    und Texten, die weiter entfernt sind
  • Häufige Kopfschmerzen
  • Häufiges Zukneifen der Augen

Schlechtes Erkennen von weiter entfernten Gegenständen führt zu gehäuftem Zukneifen der Augen (altgriechisch myein = blinzeln). Auf diese Weise gelingt es Betroffenen, ein schärferes Bild zu erzeugen. Als Folge davon treten oft Kopfschmerzen in der Mitte der Stirn und um die Augen herum auf, vor allem bei Situationen, bei denen Kurzsichtige länger in die Ferne schauen wie in der Schule, Universität oder beim Autofahren. 

Kurzsichtigkeit können Augenärzte und Augenoptiker feststellen. Bestätigt sich die Kurzsichtigkeit, ist zusätzlich eine genaue medizinische Untersuchung des Augapfels durch eine Augenärztin/ einen Augenarzt wichtig, um die Netzhaut zu prüfen und frühzeitig weitere Risiken einschätzen und eindämmen zu können. 

Ist mein Kind kurzsichtig?

Möglicherweise haben Sie festgestellt, dass Ihr Kind davon berichtet, dass es in der Ferne nicht scharf sieht, und haben bemerkt, dass es sich in der Schule schlechter konzentrieren kann. Vielleicht liegt bei Ihrem Kind eine Myopie (Kurzsichtigkeit) vor. Wird diese bei Kindern nicht korrigiert, kann es zu einer dauerhaften Beeinträchtigung des Sehvermögens führen.

Schematischer Querschnitt eines Auges, der zeigt, wie Licht bei normaler Sicht scharf auf der Netzhaut gebündelt wird.

Dieses Bild zeigt einen schematischen Querschnitt des menschlichen Auges, in dem Lichtstrahlen durch Hornhaut und Linse auf die Netzhaut projiziert werden.

Bei Kurzsichtigkeit ist der Augapfel zu lang oder die Brechkraft zu stark, wodurch sich der Brennpunkt vor der Netzhaut bildet. Dies führt dazu, dass entfernte Objekte unscharf erscheinen.


Die Gesundheit der Augen unterstützen

Kleinkind spielt draußen in einer Pfütze
  • jeden Tag 2 Stunden draußen verbringen
Junge befindet sich im Online-Unterricht an seinem Schreibtisch
  • Pausen bei intensiver Bildschirm­betrachtung oder Naharbeiten
  • Ausreichende Beleuchtung und gute Ergonomie am Arbeitsplatz
Junges Mädchen bei einer Augenuntersuchung
  • Regelmäßige Prüfung der Kinderaugen in der Sehschule

Behandlung von Kurzsichtigkeit bei Kindern

Vor allem Kinder und Jugendliche im Schulalter sind betroffen – immer früher und stärker. Gegen zunehmende Kurzsichtigkeit können Sie und Ihre Kinder heutzutage aktiv etwas Wirksames unternehmen. Die Erfolgs­aussichten sind richtig gut.

Kurzsichtigkeit in Grenzen halten – Schutz für jungen Augen.

Dr. Fabia Müller-Groh

Heutzutage wird Kurzsichtigkeit in den meisten Fällen mit herkömmlichen Brillengläsern – sogenannten Einstärkengläsern – korrigiert, die für klares und scharfes Sehen sorgen. Diese Einstärkengläser tragen jedoch nicht dazu bei, das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit zu verlangsamen oder zu stoppen. In den meisten Fällen nimmt die Kurzsichtigkeit bei den Kindern und Jugendlichen über die Jahre des körperlichen Wachstums sowie weit darüber hinaus bis zum ca. 25. Lebensjahr zu.

  • Methode 1: Nahanreize vermeiden
  • Methode 2: DIMS Gläser
  • Methode 3: harte Kontaktlinsen
  • Methode 4: Mehrstärken Kontaktlinsen oder Mehrstärkenbrille
  • Methode 5: Atropin-Augentropfen.

Seit mehr als hundert Jahren ist bekannt, dass Atropin-Tropfen das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit bremsen können.

Heute wissen wir, dass schon mit sehr niedrigen Konzentrationen von Atropin-Augentropfen ein guter Effekt ohne störende Nebenwirkungen erzielt werden kann.

Langjährige Studien mit 0,01- und neuerdings mit 0,05-prozentigen Atropin-Tropfen über viele Jahre hinweg haben die positiven Effekte bestätigt. Die Kinder und Jugendlichen wenden die Tropfen jeden Abend vor dem Schlafen an. Die Verträglichkeit der Atropin-Augentropfen ist sehr gut. Nebenwirkungen wie Lichtempfindlichkeit oder Leseprobleme sind eine Seltenheit und können bei Bedarf gut ausgeglichen werden. 

Apotheken mischen die Tropfen an. Die Kosten pro Monat liegen bei rund 8 Euro und sind Privatleistung.


Zu wenig Tageslicht ist ein ganz entscheidender Faktor.
Kinder sollten rausgehen, am besten ein bis zwei Stunden pro Tag.

Dr. Fabia Müller-Groh

Vorsorge durch Tageslicht

Heilsames Licht – wie Tageslicht vor Kurzsichtigkeit schützt

Nicht ändern lässt sich die Vererbung der Kurzsichtigkeit. Menschen mit einer entsprechenden genetischen Ausstattung haben ein 10fach höheres Risiko, kurzsichtig zu werden. 

Die weltweit jedoch beobachtete starke Zunahme der Kurzsichtigkeit kann nur durch Umweltfaktoren und das Alltags-Verhalten erklärt werden. 

Schon 1892 vermutete der Augenarzt Hermann Cohn, dass schlechte Beleuchtung schuld an der Kurzsichtigkeit vieler Schulkinder sei. Im Jahr 2013 haben Forscher aus Sydney den Zusammenhang bestätigt: Kinder, die häufiger draußen sind, werden seltener kurzsichtig – gleichgültig, ob ihre Eltern auch kurzsichtig sind.

Spätere Studien aus Dänemark, den Vereinigten Staaten, Taiwan und China bestätigten den schützenden Einfluss von Tageslicht. Wie Tageslicht vor Kurzsichtigkeit schützt, ist nicht genau geklärt, aber der Botenstoff Dopamin könnte eine Rolle spielen:

Je mehr Licht, desto mehr Dopamin wird in der Netzhaut freigesetzt, und das hemmt offenbar das Längenwachstum des Augapfels.

Ein Kind liegt im Dunkeln im Bett und schaut auf ein hell leuchtendes elektronisches Gerät, das es in den Händen hält.

Schlecht:
Wenig Licht, kurze Abstände, langes Lesen – ob im Buch oder auf dem Smartphone.

Gute Lösung:
Täglich 2 Stunden rausgehen und Tageslicht nutzen.

Eltern haben insofern Recht, wenn sie ihre Kinder warnen, nicht im Dunkeln zu lesen. Denn jede Naharbeit erhöht das Risiko für Kurzsichtigkeit. Ungünstig ist es vor allem dann, wenn Schulkinder stundenlang ins Buch oder auf ein Smartphone schauen und beides dabei näher als dreißig Zentimeter vor die Augen halten.